Namensgeber

Carl Sonnenschein

„Der Zigeuner der Wohltätigkeit” (K. Tucholsky)

Carl Sonnenschein wurde als Sohn eines Klempners 1876 in Düsseldorf geboren.

Nach der Reifeprüfung studierte er in Bonn und am Collegium Germanicum in Rom, das von Jesuiten geführt wurde. Neben dem Studium erteilte er den armen Kindern der Umgebung Religionsunterricht und wurde bald als “Ragazzibändiger” bekannt. 1897 erwarb er den Doktorgrad der Philosophie und 1900 den Doktorgrad der Theologie. Danach wurde er zum Priester geweiht.

1901 kehrte Sonnenschein nach Düsseldorf zurück. 1902 wurde er Kaplan. Sonnenschein engagierte sich besonders in der Jugendarbeit, gründete eine Berufsberatung und Stellenvermittlung. Sein weiterer Einsatz galt der Mädchenbildung (er befürwortete das Frauenstudium) und der Seelsorge an den Heimarbeiterinnen. Zu seinen Aufgaben gehörte auch die Betreuung der italienischen Bergarbeiter.

1906 wurde er wegen seiner unbequemen politischen Tätigkeit beurlaubt. Er widmete sich nun der literarischen Arbeit und fand schließlich eine Anstellung im katholischen Volksverein Münchengladbach. Er unterstützte die christlichen Gewerkschaften, die für ihn ein Stück angewandtes Christentum waren.

1908 gründete er das „Sekretariat Sozialer Studentenarbeit“ in Münchengladbach. In seinem Haus richtete er eine Studentenburse ein und errichtete auch in anderen Städten sozialstudentische Zentralen, die er meist in Gewerkschaftsbüros und Gesellenhäusern unterbrachte.

Während des Ersten Weltkrieges organisierte er Schriften- und Briefaktionen und setzte sich für die flämischen Kriegsgefangenen ein.

Nach Kriegsende ging Sonnenschein 1919 nach Berlin. Im Sozialen Archiv des Volksvereins eröffnete er sein Büro.

Berühmt war seine Kartei, in der nicht nur die Hilfsbedürftigen, sondern auch die potentiellen Helfer gründlichst erfasst wurden, ein Zettelkasten der Sozialarbeit. Seine besondere Fürsorge galt der Nachkriegsnot des akademischen Proletariats, ihn bewegte die Berufsentfremdung und das vergeudete Wissenspotential. Auch um die christliche Beisetzung von Selbstmördern kümmerte er sich.

1923 begann er mit dem Aufbau einer katholischen Volkshochschule, 1926 eröffnete er mit Spendengeldern eine katholische Lesehalle, die er mit Rezensionsexemplaren füllte.

1929 verstarb Carl Sonnenschein in Berlin. Nach seinem Tod wurde er nicht nur von den Katholiken, sondern auch von der jüdischen Gemeinde, den Sozialdemokraten und vielen anderen betrauert.